Führen lernen in fünf Etappen

Gespräch in privater Runde nach Erscheinen meines Buchs „Auf dem Weg zur Führungskraft – Die innere Haltung entwickeln“:

„Welches Kapitel würdest du mir empfehlen, als Erstes zu lesen?“

Rückfrage: „Welches Wissen fehlt dir denn am meisten, auch wenn du schon lange Führungskraft bist?“

Seufzer. „Ich möchte verstehen, wie meine Mitarbeiter ticken und warum sie sich manchmal so verhalten, wie sie sich verhalten…“

„Denn man los…“

Die erste Etappe: „Menschen verstehen“.

Wie ticken Menschen? Welche Gefühle haben sie, welche Bedürfnisse? Gerade weil es (immer noch) verpönt ist, in der Arbeitswelt über Gefühle zu sprechen, sind sie wichtig, um das Verhalten von Menschen zu verstehen. Wann immer es Stress in Teams gibt, Konflikte ausbrechen, ging es sicherlich um nicht erfüllte Bedürfnisse, um Gefühle, die versteckt wurden und an unpassender Stelle ausbrechen. Welche Werte haben Menschen und was treibt sie an? Welche Unterschiede gibt es zwischen älteren und jüngeren Mitarbeitenden oder Generationen? Wer das verstanden hat und dann noch akzeptieren kann, dass Menschen unterschiedlich – einzigartig! - sind und deshalb auch unterschiedlich geführt werden müssen – der hat die erste Etappe genommen.

„Wieso hast du denn das Thema Organisationen in deinem Buch aufgenommen? Das kann ich doch überspringen, oder?“

„Es wäre gut, das Kapitel auch zu lesen: Wenn du verstehst, wie Organisationen, also Betriebe oder Unternehmen, funktionieren und sich entwickeln, kannst du Fallstricke umgehen und eine größere Sicherheit als Führungskraft entwickeln.“

Die zweite Etappe: „Organisationen verstehen“

Wie funktionieren Organisationen? Welche Ziele haben sie? Warum sind Unternehmen so unterschiedlich – manche starr und beharrlich, andere regelrecht biegsam und flexibel? Woran liegt das? Und wie können sie verändert werden, dass sich das Unternehmen an neue Herausforderungen anpassen kann? Sie wissen ja: Manche Unternehmen haben gesellschaftliche oder technologische Veränderungen nicht überlebt, weil sie nicht veränderungsfähig oder veränderungsbereit waren…Organisationen haben eine eigene Energie: Negativ, lähmend, Desinteresse bei Mitarbeitenden und Führungskräften – oder positiv, inspirierend und Aktivität ausstrahlend. Es gibt sehr inspirierende Beispiele von Unternehmen, die Mut zur Veränderung machen. Wer in Zeiten des Fachkräftemangels neue Mitarbeitende gewinnen und gute behalten will, der muss hinsichtlich seiner Organisation genau hinsehen, was sich ändern muss.

„Ok, das kann ich nachvollziehen. Nun bin ich aber schon lange Führungskraft – kann ich denn noch Neues darüber lernen und mich ändern? Dafür habe ich im Alltag doch gar keine Zeit….“

„Klar, warum nicht? So wie Organisationen sich ändern, so können, dürfen und müssen auch Chefs und Chefinnen anders führen!“

Die dritte Etappe: Führung heute

Was ist eigentlich Führung? Und was verstehe ich unter Führung? Was erwarten meine Mitarbeitenden von mir und ich von ihnen?

Führen im Arbeitsalltag läuft nicht nebenher, sondern ist eine echte Aufgabe, für die Fachaufgaben abgegeben werden müssen. Gleichzeitig wird es für Unternehmen immer wichtiger, dass in allen Bereichen Führungskräfte mit einer starken stabilen Persönlichkeit Verantwortung übernehmen, um im Wettbewerb zu bestehen, Veränderungen umzusetzen und wirtschaftlichen Erfolg zu haben. Nur echte Persönlichkeiten können die Potenziale von Mitarbeitenden herausfinden und sie bei der Weiterentwicklung unterstützen, ihre Stärken stärken und so ihre Leistungen steigern. Das alles skizziert auch der Begriff Leadership. Wenn Sie also zeitgemäß führen wollen, sollten Sie den Sinn von Führung, Führungskompetenzen und Ihre Führungsziele kennen.

„Ja stimmt, ich habe mal ein Seminar für Führungskräfte mitgemacht, da habe ich an den drei Tagen ein paar Instrumente kennengelernt, z.B. wie ich Mitarbeitergespräche führen soll, aber ich habe mir noch nie Gedanken gemacht, was ich unter Führung verstehe und wie ich das umsetze….ich habe bisher einfach nach bestem Wissen gehandelt. Und ehrlich gesagt mache ich immer noch gern Fachaufgaben, da bin ich abends richtig zufrieden, wenn ich nach Hause gehe!“

„Vielleicht ist die nächste Etappe hilfreich für dich: Wie ticke eigentlich ich selbst?“

Die vierte Etappe: Selbstführung

Um gut führen zu können, sollten Menschen sich zunächst selbst gut kennen: Wer bin ich? Was brauche ich, um gut arbeiten zu können? Welche Werte sind mir wichtig? Möchte ich eigentlich führen oder bin ich zufriedener als Spezialist/in?

Wer sich ein wenig mit sich selbst beschäftigt (mit oder ohne externe Begleitung), findet heraus, wie es mit dem eigenen Selbstwertgefühl aussieht, welche Kompetenzen er oder sie für die eigene Person hat (Selbstkompetenzen), ob er gelernt hat, für sich selbst zu sorgen usw.. Wer sich selbst gut kennt, ist eine ausgeglichene und stabile Persönlichkeit, bereit, Verantwortung zu übernehmen und in schwierigen Situationen angemessen zu handeln – und flippt nicht aus und macht Mitarbeitende nieder. Oder zieht sich zurück und fällt gar keine Entscheidungen. Unausgeglichene Führungskräfte schaffen große Probleme in Unternehmen, so dass nicht nur Teams nicht so gut arbeiten können wie möglich, sondern auch die Arbeitsqualität leidet. Wer sich selbst gut managen kann – und seine Zeit ebenfalls – hat beste Voraussetzungen, eine gute Führungskraft zu sein.

„Ja, ok, das kann ich nachvollziehen. Aber manchmal habe ich doch den Eindruck, dass meine Mitarbeiter nicht richtig zuhören und die Arbeit dann nicht so machen, wie ich es gesagt habe. Und dann könnte ich wütend werden – manchmal werde ich das dann auch…“

„Klar, jeder hat ja auch mal einen Tag, wo man schnell genervt ist. Wenn du aber mehr weißt über Kommunikation, fällt es dir leichter, deutlich zu machen, was du möchtest.“

Die fünfte Etappe: Soziale Kompetenzen

Welche Führungskraft hat schon gelernt, wie man Sitzungen effektiv und effizient leitet? Teams moderiert in Projekten? Oder Konflikte löst? Viele sitzen gern Konflikte aus – vielleicht verschwinden sie ja von allein (sorry, tun sie nicht). Die Kunst der Gesprächsführung und soziale Kompetenzen sind ebenso wichtiges Wissen wie die Inhalte der ersten vier Etappen. Wie kommunizieren Sie so, dass die Mitarbeitenden genau verstehen, was Sie gemeint haben? Können Sie davon ausgehen, dass sie Ihre Sprache verstehen? Wie verhindern Sie großes Gelaber in Sitzungen? Und wie erreichen Sie als Projekter/in, dass ein neu zusammengestelltes Team Ihr Projekt erfolgreich durchführen kann? Mit dem Wissen über Menschen, Organisationen und sich selbst sowie einige Instrumente zur Gesprächsführung können Sie all diese Herausforderungen in der Kommunikation annehmen und bestehen. Dann wissen Sie auch, wann persönliche und wann digitale Kommunikation angemessen ist.

„Ist ja alles schön und gut - aber wo soll man die Zeit für all das noch hernehmen?? Mein Arbeitstag hat ja so schon oft 10-12 Stunden…“

„Die Idee ist: Führen lernen wie einen Beruf lernen – auch als gestandene Führungskraft, die noch 20 Jahre vor sich hat.

Die Lösung: Zweijährige Ausbildung zur Führungskraft

Neue und gestandene Führungskräfte können im Rahmen von zweijährigen Ausbildungen, bestehend aus fünf oder sechs einwöchigen Blöcken – vergleichbar zu den fünf Etappen -, lernen, ihr Profil bzw. ihre innere Haltung als Führungskraft zu entwickeln. Auch kleine Unternehmen können ein solche Projekt angehen, indem sie sich mit befreundeten Unternehmen oder Stakeholdern zusammentun.

Die mutigen Unternehmen, die diesen Weg gehen, werden erleben, wie sich die Zusammenarbeit verbessert, wie sich mehr Mitarbeitende mit ihrem Unternehmen identifizieren und bereit sind, ihr gesamtes Wissen für den gemeinsamen Erfolg einzubringen – und im Unternehmen zu bleiben. Gute Führungskräfte sind entscheidend für eine enge Bindung der Mitarbeitenden ans Unternehmen – und eine echte Ausbildung trägt zur Qualität von Führung bei.

Worin liegt der Nutzen für Teilnehmer/innen einer solchen Ausbildung zur Führungskraft?

  • Die Ausbildung ist eine Begleitung der Teilnehmer/innen auf ihrem einzigartigen Weg zur authentischen, inspirierenden Führungspersönlichkeit.
  • Sie sorgt für ein tieferes Sinnverständnis von Führung.
  • Die Teilnehmer/innen entdecken ihre Werte und Potenziale und erfahren, wie sie sie in der Führung nutzen können.
  • Sie lernen sich selbst zu führen, Selbstverantwortung, Selbststeuerung und Selbstfürsorge.
  • Sie erfahren, was ihre Mitarbeitenden für ihre Arbeit brauchen.
  • Sie lernen Vertrauen, Respekt, Verantwortung und Klarheit kennen und deren Bedeutung für den Führungsalltag und das Unternehmen.
  • Sie werden auf Stress, Alltäglichkeit und Krisen in der Führungslaufbahn vorbereitet und lernen das professionelle und sachliche Arbeiten.
  • Sie stärken ihre Stärken: Die Persönlichkeit wird unter dem Dach der gemeinsamen Unternehmenswerte und -leitsätze ausgebildet.
  • Sie lernen Kommunikation, Konfliktvermeidung und -bewältigung, Entscheidungsfähigkeit, Teamführung, Gesprächsführung und Moderation.

Und worin liegt der Nutzen für Unternehmen?

  • Die Ziele des Unternehmens werden besser erreicht, um Umsatz, Gewinne, Rendite zu steigern.
  • Die Produktivität wird erhalten und verbessert, das Fundament des Unternehmens gestärkt.
  • Die ausgebildeten Führungskräfte erkennen und verstehen die Unternehmenskultur, Werte und Spielregeln und handeln angemessen.
  • Die Unternehmen bekommen eine individuelle, genau auf ihre Bedürfnisse abgestimmte Ausbildung, auf deren Themen sie Einfluss nehmen können.
  • Durch die Verbesserung von Kompetenzen lassen sich Entscheidungen beschleunigen und Hierarchien verschlanken – es sind nicht mehr so viele Abstimmungsrunden und Sitzungen erforderlich.
  • Das Projekt- und Wissensmanagement wird sich verbessern.
  • Es entwickelt sich eine positive Feedback- und Fehlerkultur.
  • Die Ausbildung trägt zur Mitarbeiterbindung und Verbesserung des Klimas bei.
  • Die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, steigt.
  • Die Unternehmen zeigen so, dass sie zukunftsorientiert handeln.

„Klingt gut – würde ich auch gern machen, dann könnte ich manches besser verstehen, auch mich selbst. Bin nur nicht sicher, ob meine Vorgesetzten und vor allem die Unternehmensleitung das auch so sieht.“

„Eine echte Ausbildung zur Führungskraft ist eine Vision, an die ich glaube: Warum sollte es nicht in zehn oder zwanzig Jahren eine Ausbildung geben wie „Master of Leadership“ für Menschen mit Bachelorabschluss oder „Führung lernen“ für Menschen mit einer Ausbildung? Unternehmen können das ja viel schneller umsetzen – und die ersten bieten eine solche Ausbildung bereits an (ohne es so zu nennen) – vielleicht kannst du das ja bei passender Gelegenheit mal bei euch ansprechen – es sind ja nur fünf Etappen, die sich wirklich lohnen!“

Und wer mehr wissen will, dem empfehle ich mein Buch
„Auf dem Weg zur Führungskraft – Die innere Haltung entwickeln“

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