Wie kann ich Führungsfehler vermeiden? 8 Tipps für Führungskräfte

von Anke Lüneburg

Viele Führungskräfte werden ins „kalte Wasser geworfen“ und beginnen ihre Führungstätigkeit ohne Einführung oder Seminar – und haben dazu nie gelernt, sich selbst zu reflektieren. So entstehen Fehler, unter denen die Mitarbeitenden leiden, was bis zu innerer Kündigung führen kann:

  • Unzureichende Weitergabe an Informationen
  • Zu wenig soziale Kontakte, zu wenig Kommunikation
  • Konflikte ignorieren oder aussitzen
  • Kontrolle statt Vertrauen
  • Einseitiges Durchsetzen von Unternehmens- oder Mitarbeiterinteressen
  • Nichtbeachtete Einflussfaktoren
  • Keine Selbstreflexion über das eigene Führungsverhalten
  • Falsches Bild vom Vorgesetzten

Wie können nun Führungskräfte lernen, diese Fehler zu vermeiden?

1. Unzureichende Weitergabe an Informationen

Informationen sind Wissen - ohne Wissen können Mitarbeitende ihre Aufgaben nicht ziel- und zweckgerichtet sowie in der gewünschten Zeit erfüllen. Gleichzeitig neigen Menschen mit Informationsdefizit dazu, darüber nachzudenken, eigene Erklärungen zu suchen und sich darüber mit Kollegen auszutauschen. Diese Zeit fehlt wiederum zur Erfüllung ihrer Aufgaben. In vielen Unternehmensleitbildern steht "Kommunikation" und "Information" als Unternehmensziele, werden aber in der Praxis wenig oder nicht umgesetzt. Die Gründe liegen in mangelnden Kommunikationsfähigkeiten oder auch im Nicht-informieren-wollen von Führungskräften, um ihren vermeintlichen Wissensvorsprung zu sichern.

Anregung: Nutzen Sie das Potenzial Ihrer Mitarbeiter! Versorgen Sie sie mit allem Wissen, so dass Sie das Top-Team Ihres Unternehmens führen. Ihre Mitarbeiter werden wieder motiviert zur Arbeit kommen, da sie nun Ziele, Zeitvorgaben und Aufgaben kennen und ihre Arbeit nach Ihren Wünschen erledigen können – zur Freude Ihrer Vorgesetzten!

2. Zu wenig soziale Kontakte, zu wenig Kommunikation

Mangelnde Kommunikation zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitenden führt häufig zu Unzufriedenheit und dem Gefühl der Mitarbeitenden, nicht wahrgenommen zu werden oder sogar für ihre Arbeit nicht wertgeschätzt zu werden. In vielen Unternehmen lassen Hierarchien und/ oder Termindruck soziale Kontakte und damit Kommunikation zwischen Mitarbeitenden und Führungskräften nur schwerlich zu. Führungskräfte mit geringen Kontaktfähigkeiten oder wenig ausgeprägtem Menschenbild suchen den Kontakt nicht und verstecken sich hinter den hierarchischen Gegebenheiten.

Anregung: Setzen Sie sich mit Ihrem Menschenbild auseinander: Mögen Sie Menschen? Oder wären Sie lieber als Spezialist tätig? Dann sollten Sie prüfen, ob Sie wechseln möchten. Wenn Sie gern Führungskraft sind: Woran liegt der mangelnde Kontakt? Reflektieren Sie Ihre Gründe. Wer oder was könnte Sie unterstützen, um z.B. an Geburtstage oder Besonderheiten Ihre Mitarbeiter zu denken? Wie könnten Sie Wertschätzung vermitteln? Häufig reichen Kleinigkeiten…

3. Konflikte ignorieren oder aussitzen

Konfliktfähigkeit gehört zum Handwerkszeug jeder Führungskraft. Konflikte lösen sich nicht von allein, Aussitzen ist keine funktionierende Variante. Konflikte bedürfen häufig der Lösung durch die Führungskraft, um nicht eine Gruppe oder Abteilung über Monate zu lähmen, Ziele nicht zu erreichen und ggf. eine Trennung von fachlich guten Mitarbeitenden auszulösen. Auch die Wahrnehmung von sich anbahnenden Konflikten gehört zu den Aufgaben einer Führungskraft. Voraussetzung für eine Konfliktfähigkeit ist das Wissen über das eigene Selbst, ein gutes Selbstwertgefühl sowie psychologisches Wissen über die Mitarbeitenden, um Konflikte gar nicht erst entstehen zu lassen.

Anregung: Belegen Sie ein Seminar zur Konfliktlösung oder sprechen Sie mit Führungskollegen, die Ihnen ein Vorbild sein könnten. Lernen Sie von anderen, wie diese Konflikte lösen und reflektieren Sie Ihr eigenes Verhalten. Wenn Sie Zeit und Interesse haben, ist das Aneignen von Wissen über den Menschen eine gute Idee…

4. Kontrolle statt Vertrauen

Wenn eine Führungskraft Mitarbeitenden nicht vertraut, sondern sie stetig kontrolliert, so werden die Mitarbeitenden diese Einstellung ihres Vorgesetzten spiegeln: Die sich selbst erfüllende Prophezeiung tritt ein. Eine Führungsraft, die überzeugt ist, dass ihre Mitarbeitenden "nichts taugen" und "zu dumm sind", wird nach allem suchen, was ihre Vorurteile bestätigt und wird nicht in der Lage sein, die Fähigkeiten und Potenziale zu sehen. Die Mitarbeitenden reagieren mit Auflehnung, Anpassung oder Flucht. Durch ihr negatives Menschenbild ist ihre Eignung als Führungskraft in Frage zu stellen.

Anregung: Vertrauen Sie Ihren Mitarbeitern und gestatten Sie ihnen Freiraum! Vertrauen hat mit Selbstvertrauen zu tun – glauben Sie an Ihre Leute! Natürlich wird Ihr Vertrauen auch einmal enttäuscht werden – so ist das Leben. Der Großteil Ihrer Mitarbeiter wird begeistert sein, wenn sie Projekte und Aufgaben auf ihre Weise erledigen dürfen.

Entdecken Sie die Potenziale Ihrer Mitarbeiter und fördern Sie sie – das wird sich für Sie auszahlen. Ihr Team wird sich loyal verhalten, Verantwortung übernehmen und sehr gute Leistungen erbringen…

5. Einseitiges Durchsetzen von Unternehmens- oder Mitarbeiterinteressen

Einer Führungskraft mit geringer Sozialkompetenz gelingt der Ausgleich zwischen beiden Seiten wenig oder gar nicht. Ohne Kompromiss- und Durchsetzungsfähigkeit kann sie ihre Führungsaufgaben nicht angemessen erfüllen und versteckt sich entweder hinter der Hierarchie („mein Chef will das so…“) oder ignoriert die Hierarchie („wir machen das jetzt, egal, was die Unternehmensleitung will…“).

Anregung: Eine gute Führungskraft wägt ab, wessen Interessen im jeweiligen Fall wie hoch zu bewerten sind und entscheidet sich danach für einen Kompromiss oder setzt das Interesse der einen Seite durch. Sie hat persönliche Autorität, ihren eigenen Führungsstil und ist dem Unternehmen gegenüber loyal.

6. Nichtbeachtete Einflussfaktoren

Empathie ist eine wichtige Eigenschaft einer guten Führungskraft. Ist sie nicht in der Lage, das Verhalten von Mitarbeitenden wahrzunehmen und einzuschätzen, so hat sie Defizite in ihrer interpersonalen Kompetenz.

Anregung: Führungskräfte sollten das Verhalten von Mitarbeitern kennen und wahrnehmen, wenn es sich ändert. Das können z.B. private Probleme, Angst um den Arbeitsplatz durch Gerüchte vom Stellenabbau oder eine Krankheit sein, über die der Mitarbeiter nicht sprechen möchte. Hier können Führungskräfte das Gespräch suchen, um Konflikte gar nicht erst entstehen zu lassen sowie Missverständnisse auszuräumen. Sie können dann gemeinsame einen Weg finden, wie der Mitarbeiter trotz Belastung seine Arbeit machen kann.

7. Keine Selbstreflexion über das eigene Führungsverhalten

Das Wissen über das eigene Selbst und damit über das eigene Führungsverhalten ist wichtig für gute Führungsqualität. Hierzu finden Sie mehr im Text „Führen lernen in fünf Schritten“.

Anregung: Ein Mitarbeitergespräch mit dem eigenen Vorgesetzten, das (zugelassene) Feedback mit Mitarbeitenden oder ein berufliches Coaching können helfen, sich selbst besser kennenzulernen und das eigene Verhalten einzuschätzen. Auch das Nachdenken in einer stillen Stunde am verregneten Sonntagnachmittag auf Basis der o.g. „Fünf Schritte“ kann helfen…

8. Falsches Bild vom Vorgesetzten

Ein Führungsfehler ist das Verstellen der eigenen Persönlichkeit. Wie bereits im Text „Führen lernen“ dargestellt, führt eine "Fassade" beim Vorgesetzten zu Missverständnissen und ggf. auch Konflikten.

Anregung: Reflektieren Sie: Wie ist es um Ihr Selbstwertgefühl bestellt? Wenn es hoch ist, können Sie „Sie selbst“ sein und bei passender Gelegenheit auch etwas Privates erzählen. Wenn Sie sich unsicher fühlen, arbeiten Sie an Ihren Führungsqualitäten, indem Sie Führen lernen! Entweder mit den Tipps aus den o.g. Text oder im beruflichen Coaching.

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