Lebensfreude trotz schwerer Krankheit - wie geht das?
3 Tipps für mehr Freude und Zuversicht
von Anke Lüneburg
Manche Menschen strahlen trotz schwerer Erkrankung Zuversicht und Lebensfreude aus - und trösten sogar noch die, die zu Besuch kommen…
Andere wiederum fühlen sich abgewertet oder entwertet durch ihre Krankheit - sie können ja nichts mehr leisten… Oft empfinden sie sich auch als Belastung: Es entstehen Schuldgefühle, die sogar noch schlimmer werden, wenn Familie und Freunde suggerieren, der oder die Kranke habe Fehler gemacht oder falsch gelebt - und solle einfach nur positiv denken und sich zusammenreißen, dann wird er oder sie schon wieder gesund...
Wie können es also Menschen aus der zweiten Gruppe schaffen, ebenfalls Lebensfreude zu entwickeln und ihre Belastung abzulegen, damit sie all ihre Kraft für sich selbst nutzen können?
1. Die Krankheit annehmen
Sie ist da. Es gibt Hoffnung auf Heilung, aber keine Erwartung - denn jeder Mensch ist anders. Das muss allen gesagt werden: „Das ist meine Krankheit, und sie verläuft bei mir anders als bei deinen Bekannten oder Nachbarn!“ Möglicherweise begleitet sie mich weiterhin – so ist das jetzt. Daher brauchen Sie keinen Trost nach dem Motto „Das geht schon wieder weg!“.
2. Lernen, mit der Krankheit umzugehen
Sie ist immer noch da - und ist eine Herausforderung für mich, alle meine Stärken (manche kenne ich vielleicht noch nicht!) zu nutzen, um neu den Umgang mit ihr zu lernen. Ich nehme die Zukunft an in dem Vertrauen, dass ich die Krankheit bewältigen kann, auch ohne komplette Heilung. Ich sehe ein gutes Leben, auch mit der Krankheit, und keine (oder kaum) Defizite oder Verluste.
Natürlich hat jeder und jede einen schlechten Tag, darf wütend sein - aber ohne Verzweiflung. Wichtig: ich lasse mir von anderen nicht einreden, was ich tun muss - ich weiß selbst, was gut für mich ist.
3. Beginnen, sich mit sich selbst zu beschäftigen
Wer bin ich? Wohin gehe ich? Und mit wem? Das hat der argentinische Philosoph und Psychotherapeut Jorge Burcay im gleichnamigen Buch gefragt. Auch Erich Fromm, bekannt geworden durch sein Buch über die Liebe, beschäftigte sich in „Haben und Sein“ mit diesen Fragen. Wenn ich weiß, wer ich bin, bin ich von niemandem abhängig. Ich kenne meinen Wert und weiß, wie wert-voll ich bin: Ohne Leistung und Besitztümer!
Wenn ich weiß, wohin ich gehe, kenne ich den Sinn meines Lebens und meine Bestimmung. Was ist meine Aufgabe auf dieser Welt? Wofür bin ich hier? Nur wenn ich den Sinn meines Lebens gefunden habe, geht es mir gut - und kann mein „Sein“ entwickeln (Fromm).
Wenn ich herausgefunden habe, wer ich bin und wohin ich gehe (die Reihenfolge ist wichtig!), dann entscheide ich, mit wem ich gehe. Hier gehört Mut dazu, das zurückzulassen, was nicht passt – und dazu gehören auch Menschen! -, und sich neuen Begegnungen und Erlebnissen zu öffnen.
Wer diese drei Fragen für sich beantworten kann, gewinnt nicht nur Zuversicht und kann seine Zukunft gestalten (trotz Krankheit!), sondern wird erleben, wie sich sein Selbstwertgefühl hebt, das sich gegebenenfalls durch die Krankheit vermindert hat.
Haben Sie Mut - Entdecken Sie sich selbst! So gewinnen Sie Selbst-Vertrauen, dass Sie Ihre Krankheit annehmen und trotzdem ein gutes Leben führen können.
Ja, Sie haben sich Ihre Zukunft anders vorgestellt, sind vielleicht wütend auf Ihr Schicksal - und trotzdem gestalten Sie jetzt Ihre Zukunft neu - mit Ihrem Wissen über sich selbst und allen Freiräumen, die Sie brauchen.
Und: Nun haben Sie die Kraft, so genannte wohlmeinende Menschen in ihre Schranken zu weisen, die glauben, Sie seien nicht positiv genug oder arbeiteten nicht genug an sich.
Nehmen Sie sich und Ihr Leben an - und aus eigener Erfahrung kann ich Ihnen sagen, dass es hilft, die drei Tipps umzusetzen. Es kostet nur Zeit!
Es ist nicht immer leicht, mit einer chronischen oder sogar lebensbedrohlichen Krankheit umzugehen. Es ist jedoch leichter, wenn Sie sich mit sich selbst beschäftigen und das tun, was genau zu Ihnen passt, um ein gutes Leben zu führen.
Manchmal braucht man dabei Unterstützung - von Betroffenen oder auch von Experten. Familie und Freunde kommen oft an ihre Grenzen, daher ist es gut, sich neutrale Personen zu suchen.
Ich wünsche Ihnen Kraft, aber vor allem viel Freude beim Entdecken Ihrer Persönlichkeit!
Abschließender Hinweis: In zwei weiteren Blogtexten werde ich die schönsten und aus meiner Sicht wichtigsten Gedanken von Fromm und Burcay noch einmal zusammenfassen. Vielleicht inspiriert Sie das, die Bücher von den beiden zu lesen!
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